Das Ende
Die Rufe draußen wurden lauter. Er drehte sich um, um zu sehen, ob sie es auch gehört hatte. Hatte sie, sie sah ihn ausdruckslos aus. „Sie sind da.“ Er nickte.
Sie hätten weggehen sollen, ja. Aber dies hier hatten sie immer als ihre Heimat angesehen. Wo sonst hätten sie hingehen sollen? Das Land, aus dem Ana stammte, kannte sie selbst nur von Erzählungen ihrer Eltern. Und Lasse? Der war hier geboren, im Nachbarort zur Schule gegangen, der kannte hier jeden. Hier war seine verdammte Heimat. Der Gedanke machte ihn wütend.
„Kommt raus“ brüllten sie von draußen. „Kommt raus oder wir kommen rein“. Er bezweifelte nicht, dass sie das ernst meinten. Er schaute durch die Jalousie nach draußen. Vielleicht vierzig Leute standen da in der Dunkelheit, die meisten Männer. Viele davon meinte er zu kennen, hatte sie immer für Freunde gehalten.
Nein, sie hatten Ana nicht gemocht. Sie war fremd, sie war nicht von hier. Aber eine Frau wie Ana konnte man nicht hassen, so offen und warmherzig wie sie war, fand sie schnell Freundinnen. Hinter seinem Rücken würde getuschelt, erzählte der Nachbar. Nun Gott, sowas ist doch normal, hatte er gedacht.
Aber das Tuscheln war lauter geworden, die Nachbarn unfreundlicher, die Besuche seltener. Und nun standen sie da draußen, die Jungs die er kannte, die ihn kannten, die ihn hassten und vor allem Ana.
Plötzlich kam Bewegung in die Menge draußen. Zwei Polizeiwagen fuhren vor, anscheinend die aus dem Nachbarort. Die Beamten, drei Männer und eine Frau stiegen aus, es wurde geredet, diskutiert. Auch die Beamten kannte Lasse gut, mit dem einen war er zur Schule gegangen, mit dem anderen sein Bruder. Die standen da nun, redeten, schauten immer wieder zu seinem Fenster hoch. Schließlich zuckten sie mit den Schultern und fuhren wieder. Er spürte, wie sein Mut sank.
„Wir könnten die Polize rufen“ sage sie ohne rechte Hoffnung. „Die waren eben da, die werden uns nicht helfen“ und hörte an seiner Stimme, wie etwas in ihm starb.
Kaum waren die Polizeiwagen weg, kam wieder Bewegung in die Menge draußen. Irgendwer hatte anscheinend Werkzeug besorgt, Eisenstangen oder so etwas. Die machten ernst.
„OK, wir kommen Euch jetzt holen“, rief es wie zur Bestätigung von der Straße her.